Was sind Bandhas?

Was sind Schlösser im Yoga? Wie kannst du durch ein Ventil deine Energie im Körper halten?

Wer Yoga praktiziert, wird in der Yoga-Stunde früher oder später über die Bandhas hören. Vielleicht soll ein Bandha gesetzt werden, was einen Anfänger durchaus irritiert.

Yoga-Buch-Irma-Payne

Was sind Bandhas?

Bei Bandhas handelt es sich um ein Wort aus dem Sanskrit, dass so viel wie Binden, Fesseln, Schloss, Siegel oder auch Ventil bezeichnet. Damit werden besondere Körperverschlüsse bezeichnet, mit der die Energie im Körper gehalten, geleitet und reguliert werden kann.

Dem liegt zugrunde, dass wir durch das Üben von Yoga und den Atemtechniken das Prana, die Lebensenergie verstärkt zum Fliessen bringen. Sie soll nicht verlorengehen, sondern genutzt werden. Indem Yogis und Yoginis die Bandhas aktivieren, kann dieser Vorgang optimiert werden.

Wie werden Bandhas gesetzt?

Die Yoga-Schlösser werden mittels subtiler Muskelkontraktionen gesetzt, die durch Üben immer feiner gesteuert werden können.
Mit der Aktivierung wird gleichzeitig der Beckenboden und die Bauchdecke geschützt, die Wirbelsäule aufgerichtet und gedehnt und bestimmte Muskelgruppen gestärkt.

Auf der physischen Ebene wachsen die Kraft und das Körperbewusstsein. Gleichzeitig erhöht sich die Konzentrationsfähigkeit und das vegetative Nervensystem wird beruhigt.
Auf der spirituellen Ebene wird das Bewusstsein erhöht.

Um dahin zu kommen, muss kontinuierlich geübt und sich gut konzentriert werden.

Wo befinden sich die Bandhas?

Es gibt drei Bandhas und eine Zusammenführung,
das Mula Bandha, der Wurzelverschluss,
Uddiyana Bandha, die Bauchkontraktion,
Jalandhara Bandha, der Halsverschluss und
Maha Bandha, die Zusammenführung.

Wie aktiviere ich die Bandhas?

Das Mula Bandha, der Wurzelverschluss, wird durch eine Kontraktion der Beckenbodenmuskulatur aktiviert. Die Muskelspannung besteht zwischen dem After und den Geschlechtsorganen. Anfängern hilft die Vorstellung auf die Toilette gehen zu müssen, aber nicht zu können.
Diese Bandha hilft u. a. bei Beckenentzündungen, Hämorrhoiden und Verdauungsproblemen. Schwangere sollten es nicht forcieren.

Uddiyana Bandha, die Bauchkontraktion, stärkt den mittleren und oberen Rücken.
Dieses Ventil wird gesetzt, indem der untere Bauch bei der Ausatmung nach innen sowie der Bauchnabel nach oben gezogen werden. Es hilft, sich einen Faden vorzustellen, der unter dem Nabel befestigt ist und nach innen und oben zieht. Damit wird das Zwerchfell zum Brustkorb nach oben gezogen sowie die Bauchorgane zur Wirbelsäule.

Die schräge Bauchmuskulatur soll dadurch leicht tonisiert werden und Haltungsschäden vermieden werden. Die Bauchorgane werden massiert und das Zwerchfell wird nach und nach bewusst wahrgenommen.

Um die Stabilität und die Leichtigkeit zu fördern, sollten beide Bandhas gleichzeitig gesetzt werden. Zu Beginn erfordert dies sehr viel Konzentration. Doch mit stetigem Üben wird es dann immer leichter und zu einem Automatismus.

Jalandhara Bandha, der Halsverschluss wird bei Atemübungen gesetzt. Dabei wird das Kinn nach vorne geschoben, wodurch die Nackenwirbel lang werden. Dann wird das Kinn in die Vertiefung zwischen den beiden Schlüsselbeinen gezogen.

Durch dieses Schloss soll der Energiestrom, der zwischen Herz und Gehirn fliesst, reguliert werden. Durch die Aktivierung wird Druck vom Herzen genommen und eine mentale Entspannung erzeugt. Durch die Wirkung auf die nahe Schilddrüse wird der Stoffwechsel reguliert.

Mit Maha Bandha wird die gleichzeitige Aktivierung der drei Bandhas bezeichnet, wodurch die genannten Wirkungen verstärkt werden und jede Körperzelle erfrischen.

Oft werden die Bandhas unbewusst im Alltag benutzt, wenn wir schwer heben oder beim Sport.

Bandhas praktizieren

Durch die Bandhas in Verbindung mit der Atmung wird eine Stabilität im Rumpfbereich bewirkt Die Wirbelsäule wird gedehnter und es entsteht Raum für Bewegung, was nicht nur für Yoga-Haltungen wichtig ist. Durch das Setzen der Schlösser wird auch der Druck auf die Bandscheiben genommen.
Indem wir die Bandhas praktizieren erhalten wir ein Körpergefühl, womit wir bestimmte Körperbereiche bewusst ansprechen können und wir dann auch achtsamer mit ihnen umgehen.

Auch das Setzen der Bandhas sollte stets achtsam erfolgen. Yoga-Anfängern wird empfohlen, sie gemeinsam mit einem Yoga-Lehrer zu setzen und zu üben bis eine gewisse Praxis angeeignet wurde.